Backlit-Folie setzt mittelalterliche Kunst in Szene
Im Januar 2018 zeigte das Rotterdamer Museum Boijmans van Beuningen eine Sonderausstellung mittelalterlicher Skulpturen aus der Sammlung Schoufour-Martin. Diese umfasst mehr als hundert Objekte, von denen drei Viertel Holzskulpturen sind. Um diese Sammlung im Museum vollständig zur Geltung zu bringen und die Ausstellung als Ganzes zu gestalten, hat das Museum den Rotterdamer Designer Vincent de Rijk um Rat gefragt. Dabei arbeitete er mit dem Fotografen Frans Parthesius zusammen. Wir baten Frans Parthesius, die Geschichte rund um die Entstehung dieser schönen Performance zu erzählen und die Materialwahl bei der Gestaltung bestimmter Räume zu erklären.
Designer von Polyester-Objekten
Vincent de Rijk wurde wegen seiner Spezialisierung auf das Design und die Herstellung von Polyesterobjekten gebeten, diese Ausstellung zu gestalten. Er entschied sich, Frans Parthesius in das Projekt einzubeziehen. Der hatte nämlich schon Erfahrungen mit solchen Ausstellungen und sie kannten sich aus früheren Kooperationen. Bevor sie sich an die Arbeit machten, stellte der Kurator des Museums den Herren die Ausstellung im Rahmen einer Führung vor.
Vitrinen und Fenster wie Bleiverglasungen
Der Ausstellungsraum war lang und schmal. Diese Dimensionen, kombiniert mit hohen Fenstern, erinnerten die Herren an eine Klostergalerie. In diesem Raum wurden die mittelalterlichen Skulpturen in geschlossenen Glasvitrinen ausgestellt. Diese schufen aber eine ungewollte Distanz zum Besucher, dachten De Rijk und Parthesius, und suchten nach einer Möglichkeit, den Raum und die Ausstellung enger miteinander zu verbinden. Deshalb beschlossen sie, die hohen Fenster wie Gemälde zu behandeln. Durch den Einsatz von Farbe im Raum und die Art der gezeigten Objekte kam man schnell auf die Idee, eine Illusion von Glasmalerei zu schaffen.
Bessere Sicht dank Nahaufnahmen der Objekte
Neben der Verbesserung der allgemeinen Atmosphäre der Ausstellung suchten De Rijk und Parthesius nach einer Möglichkeit, mehr Besucher für das Museum zu gewinnen und die Besucher noch stärker in die Ausstellung einzubeziehen. Um diese Ziele und den gewünschten Bleiglas-Effekt zu erreichen, druckten sie Nahaufnahmen der Objekte aus und platzierten sie in den Fenstern des Raumes. Man hatte sich bewusst für die Nahaufnahmen entschieden, damit die Details der Objekte zur Geltung kommen konnten. Die hochauflösenden Fotos halfen den Besuchern nicht nur, die Objekte besser zu betrachten, sondern forderten sie auch heraus, das richtige Objekt zu der jeweiligen Nahaufnahme zu finden. Damit wurde die Ausstellung ein ganzes Stück interaktiver.
Begrenzung der UV-Strahlung
Natürlich wurden an das Material, auf dem die Fotos gedruckt werden sollten, gewisse Anforderungen gestellt. Die Hauptforderung war, dass das Material die Lichtmenge, die durch die Fenster scheint, begrenzen sollte. Dies war wichtig, da die mittelalterlichen Objekte noch den Originalanstrich trugen und somit anfällig für UV-Strahlung waren. Andererseits sollte aber noch genügend Licht durchscheinen, um einen Glasmalerei-Effekt zu erzeugen. Außerdem mussten die Farben der Fotos trotz des Durchlichts noch zur Geltung gebracht werden. Eine Vielzahl von Anforderungen, die sich sicherlich auf die Materialauswahl auswirken.
Vom japanischen Reispapier zur Backlit-Folie
Basierend auf den gestellten Anforderungen wurde zunächst japanisches Reispapier in Betracht gezogen. Aber dieses Papier ist nicht durchscheinend und hätte daher nicht den gewünschten Beleuchtungseffekt erzeugt. Zudem war das benötigte Format schwer zu beschaffen und der Preis des Materials hätte schnell das Budget überstiegen. Nach Rücksprache mit der Druckerei KleurenFelix, einem niederländischen Spezialisten für Fine-Art-Druck, setzte der Designer und Fotograf alternativ auf eine Backlit-Folie. Dies ist eine durchscheinende, bedruckbare Polyesterfolie die häufig in Leuchtkästen oder in der Außenwerbung eingesetzt wird. Das Material lässt Licht durch und ermöglicht eine schöne Farbwiedergabe, auch ohne Hintergrundbeleuchtung. Außerdem ist die Oberfläche sehr dimensionsstabil und bleibt somit plan vor den hohen Fenstern im Ausstellungsraum hängen.
Backlit-Folie zu 'modern'?
Obwohl das Material den Anforderungen entsprach und mehrere Vorteile mit sich brachte, hatte das Museum zunächst Zweifel an der vorgeschlagenen Durchlichtfolie. Der Schritt vom traditionellen japanischen Reispapier zum modernen hinterleuchteten Polyester - Material war wohl etwas zu groß. Das Museum befürchtete, dass das Ganze zu modern wirken könnte. Daraufhin entschied sich Frans Parthesius, die Probe aufs Exempel zu machen und ein Banner als Test zu produzieren. Dieser Druck bestand verschiedene Tests in Bezug auf den Lichteinfall und wurde dem Museum präsentiert. Als das Museum sah, wie nah das gedruckte Material an die Illusion von Glasmalerei herankam und in Bezug auf Klarheit, Qualität und Farbe perfekt funktionierte, war die Entscheidung gefallen.
Das Ergebnis überzeugte
Nach dem Fotografieren, Bearbeiten und Drucken wurden die Banner mittels eines Metallprofils mit Magneten angebracht. Dank dieser Methode war die Montage praktisch unsichtbar. Das Resultat ist seit fünf Monaten großartig. Sowohl das Museum als auch die Designer waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Frans Parthesius würde den Backlit-Film sicherlich wieder in einem späteren Projekt einsetzen.
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